Planunterlagen und Texte: „Aus Balthasar Neumanns Baubüro“ Mainfränkisches Museum Würzburg, 1987.
S. 138/140 „Grundriss zum Bau der Kapelle. SE 27″: „Ebenso wurden – am linken Planrand – die Maße der Außengliederung neu durchgerechnet. Somit ist der Plan ein Zeugnis für eine letzte, sorgfältige Schlussredaktion des Baues.“ *
S. 142/143 „Grundriss mit Angabe für die Verlegung der Bodenplatten SE 42″: „Nach diesem Plan wurde im Frühjahr 1734 der Kapellenboden verlegt.“
Blau: Grundquadratkoordinaten **
Grün: Achsen, Richtung Dom Querschiff
Rot: Hilfslinien
Ein Pythagoreisches 3-4-5-Dreieck liegt mit seiner 4-er Seite auf der Grundquadratkoordinate -1,25H. Die spitze Ecke auf Punkt [2Q;-1,25H] . Die 5-er Seite läuft von dort zum Mittelpunkt der zentralen Kuppel auf der verlängerten Querhausachse des Doms. Der Winkel zwischen Kapellenachse und der 5-er Seite des Dreiecks misst 60,24°. Bei einem 60°-Winkel an dieser Stelle und gleichem Ausgangspunkt in der Stadtgeometrie läge die Kuppelmitte 6cm weiter nach Norden. Möglich also, dass mit Hilfe von 30°-Winkeln und gleichseitigen Dreiecken
gearbeitet wurde. Für das 3-4-5-Dreieck spricht die Ähnlichkeit der Einbindung in die Stadtgeometrie wie es bei der Domachse um einen Dreieckswinkel gedreht der Fall ist. Eine Triangulation entspräche mehr die Geometrie der Kapelle selbst. Wahrscheinlich ist diese Doppeldeutigkeit als eine Art enharmonischer Verwechselung Absicht oder
schon in der Ausrichtung des Querhauses des Doms vorgegeben.***
Aus der so oder so entwickelten Geometrie aus Grundquadrat, Domachse, 3-4-5-Dreick oder Triangulation entwickeln sich die Proportionen des Grundrisses. Die Form ist in die Stadtgeometrie eingebunden bis hinein in den Verlegeplan der Bodenplatten.
*Im Domgrundriss Landbauamt Würzburg (Plan B unter W2.2) sind die Außenwände dicker als auf dem historischen Plan, bei fast deckungsgleichem Innenraum.
** Die Lage im Grundquadrat wurde über eine Vermessungskoordinate an der Nordostecke des Querschiffs berechnet (vgl. Plan W.2.2). Weitere Berechnungen beruhen auf graphisch ermittelten Konstruktionen.
*** Ableitung der Maße über das 3-4-5-Dreieck: Die Strecke [1,75Q;-1,25H] – [2Q;-1,25H] misst ¼ Grundmaß: 55,45/4=13,86m=47,5 Schuh. Auf dieser Strecke liegen die 4 Einheiten lange Seite des 3-4-5-Dreiecks und ein Reststück vor der Querhausachse. Diese Achse steht zu der 3 Einheiten langen Dreiecksseite in einem Winkel 1zu8 (vgl. 2.2.2, Abschn.5). Man teilt die 3 Dreieckseinheiten in 8 Module auf und bekommt für das Reststück 3×8/8=3 Module. Die anschließenden 4 Dreieckseinheiten bringen 4×8=32 Module, die gesamte Strecke von 1,75Q bis 2Q besteht dann aus 32+3=35 Modulen von 55,45/4/35=0,396m Länge, die Länge einer Dreieckseinheit ist 0,396×8=3,169m. Das Maß der 5-er Seite ist danach 15,84m, bei einer Triangulation 15,88m, von Punkt [1,75Q;-1,25H] auf der Achse gemessen 9,58m bzw. 9,64m.
Bauten, Würzburg