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01. Der untersuchte Bereich

ET S05
Kopie von ET(02)red

01. Der untersuchte Bereich

Die Altstadt nördlich und südlich der Alb

 

Abb. 1   Katasterplan der Altstadt:

  1. Rathaus, 2. Martinskirche, 3. Schloss, 4. Lauerturm, 5. Marktplatz, 6. Kirchenplatz, 7. Entengasse, 8. Leopoldstraße, 9. Marktstraße, 10. Badener-Tor-Straße, 11. Albstraße, 12. Kronenstraße, 13. Seminarstraße, 14. Lauergasse, 15. Finanzamt

 

Abb. 2   Der barocke Kreis

 

Auf einem modernen Katasterplan ist der historische Stadtkern von Ettlingen noch gut zu erkennen. Er ist ein Gebilde, das auf dem Plan aussieht wie ein Beutel, rechteckig zuge­schnitten, oben etwas verzogen, unten ausgebeult, aufrecht stehend auf dem genordeten Plan, im Uhrzei­gersinn aus der Planrichtung gedreht. Die Alb, die hier von rechts nach links fließt, teilt die histori­sche Stadt in zwei Teile. Die Erweiterung aus dem 13. Jahrhun­dert liegt oben, mit dem Lauerturm an der nördlichen Ecke der Stadtmauer. Südlich der Alb liegt der ältere Teil mit seinen abgerundeten Umrissen. Die Leo­pold/Badener-Tor-Straße gibt hier die Richtung an und verlässt die Altstadt trotz ihrer unregelmäßigen Bau­fluchten auf der gleichen Achse, auf der sie hinein gekommen ist. Das gleiche gilt für die Alb, die parallel dazu in einer flachen Biegung nach Norden den Rat­hausturm umfließt und ihn so auf ihre fiktive Achse nimmt. Im südlichen Teil liegen die wichtigsten Gebäude der Stadt, Rathaus, Martinskirche und Schloss, alle drei eine Gemeinschaftsleistung der Jahrhunderte vom Mittelalter bis zum Barock.

Kirche und Schloss sind ausgerichtet auf den Markplatz und dort, vor dem Rathaus erscheinen sie in den an­laufenden Straßen, weitgehend verstellt von Häusern. Aber es entstehen Räume und Bilder, zu deren künstleri­schem Kalkül es anscheinend gehört, dass sie vom Betrachter selbst erst entdeckt werden sollen. Bei allem Zufall wirkt hier ein geord­netes Zusammen­spiel, eine städtebauliche Regie. Den einzelnen Bauten der Stadt werden ihre Auftritte zuge­wiesen und das war möglich, weil man über das Instru­mentarium einer künstlerischen Ordnung verfügte, in der man das For­menwerk der Baustile beruhigt seiner Viel­falt überlassen konnte.

Ein Beispiel für diese Ordnung, die nicht selber gese­hen werden will, ist die Stellung der Hauptgebäude der südlichen Altstadt. Hier stehen die rechten Gebäudeecken der Fassaden von Rathaus, Schloss und Kirche auf einem Kreis. Auf diesem Kreis treffen sich auch die Fassaden­fluchten dieser Ecken, jeweils zu dritt in einem Punkt.

Nach mathematischer Terminologie ist es ein Thaleskreis, der hier für die barocken Bauabschnitte zuständig ist. Er ließe sich ohne weiteres als eine Sinnigkeit interpre­tie­ren, wie man sie auch in der damaligen Musik findet. Aber genau so gut könnte auch ein zeitgenössischer Opernregisseur, der eine Dreh­bühne zu Verfügung hat, auf die Idee gekommen sein, die drei Gewalti­gen einer Stadt, Schloss, Kirche und Rathaus auf einem Kreis end­los umzutreiben.

Ein Zufallswerk ist dieses Vermessungskunststück nicht. Praktische Gründe, es so kompliziert zu machen, lassen sich nicht finden. Hier zeigt sich das Einmessen eines Stadtplanes als eine eigenständige Kunst­form.

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→ DIE GEOMETRISCHE KONSTRUKTION DES BAROCKEN KREISES

Category:

Ettlingen