Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben,
Bleib im Dunkel unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben.
Goethe
Zwei Beispiele – ein Anhang, denn sie sind noch nicht oder nicht mehr historisch, sondern fallen in die Kategorie des Prähistorischen und gehören auch eher zur Kultur- als zur Kunstgeschichte – zeigen die Steinkreuzlinien als ein Mittel der Planung in Keltischer Zeit. Dabei zeigt sich das Beziehungswerk dieser Anlagen als ein Ergebnis kontrollierter Bemessung und Proportionierung, auch wenn ihre Form nicht auf den ersten Blick die typischen Merkmale geometrischer Ordnung erkennen lässt, wie dies ja bei ihren späten historischen Nachkommen, den mittelalterlichen Stadtplanungen, der Fall ist.
Es bleibt offen, ob Steinkreuzlinien, genauer die Markierungen ihrer Kreuzungspunkte in der Landschaft, zu Keltischer Zeit schon da waren oder wer diese Linien zuerst visiert hat; wann und wo man also damit begann, den natürlichen Orientierungssinn mit einem rationalen Ordnungssystem abzusichern, das nicht jeden Standpunkt zum Mittelpunkt der Welt sondern die Relation zu anderen Orte erfahrbar, messbar und mitteilbar machte.
Die Untersuchungen gehen nicht so weit wie es bei historischen Stadtanlagen ohne größere Schwierigkeiten möglich ist. Erdwälle, Hügel und Böschungen, die Jahrtausende Regen und Frost überstanden haben, geben nur Hinweise auf ihre Größe, Lage und Richtung, mehr nicht. Aber bestimmte Eigentümlichkeit der Anlagen, ihre Bemessung mit relativ großen Maßeinheiten, die von ganzzahligen Teilungen der Steinkreuzabstände abgeleitet sind, dazu Achsen und Fluchten parallel oder in bestimmten Winkeln zum Steinkreuznetz lassen Strukturen erkennen, die noch genauer zu erforschen sind.
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