logo
A powerful architecture & Construction theme. Construct your website in the perfect Ratio.
Alienum phaedrum torquatos nec eu, vis detraxit periculis ex, nihil expetendis in mei. Mei an pericula

DIE LETZTEN JAHRE DER „KLASSISCHEN MODERNE“

BILD 16   Fotomontage Notre Dame du Haut | Table des Marchand, nicht maßstäblich

Es war das letzte Jahrzehnt der sogenannten „Klassischen Moderne“, die alles andere als klassisch und bald Geschichte war. als das Modell für das Mannheimer Theater entstand. Mit seiner Kapelle Notre Dame du Haut von Ronchamp hatte Le Corbusier die Architektur vom Mittel zum Gegenstand seiner Kunst gemacht: Ein ausdrucksvolles Arrangement aufrecht stehender Halbformen, an gespaltene Megalithe erinnernd, prähistorisierend, denn um „Tempel, Kreuz und Kathedrale“ hatte er zu Zeiten eine Friedhofsmauer gezogen. Für das plastisch verformte Dach aus Sichtbeton, auf massiven oder massiv wirkenden Wänden, die teils hohl sind wie das Dach selber dürfte ein Dolmen in der Bretagne das Modell abgegeben haben, die Deckplatte des „Table des Marchand“ in Locmariaquer.  Zwei Jahre später plant Mies van der Rohe ein wirklich monolithes Dach aus Beton, wie eine schwere Tischplatte am Stück auf acht Stützen gelegt, die im Achteck stehen, das gerade dreimal so groß ist wie das in Aachen. Teil dieser Anlage, dem Aussehen nach mehr Gedenkstätte als Verwaltungsgebäude, das es hätte werden sollen, sind zwei abgewinkelte Wände. Gegeneinander verschoben umfassen sie dreiseitig den Sockel, auf dem die Konstruktion steht, die eine ihren Hintergrund bildend, die andere unter halb des Sockels, beide  im Grundriss ein großes L: Initial seinen Vornamens und  der Vornamen zweier seiner biographisch erwähnten Partnerinnen, jeweils in Europa und Amerika, dort  „Leben und Werk“ zugeordnet, hier dem Alternden eine Partnerin. Beide steuerten ihrerseits mit ihren Nachnamen je einen Anfangsbuchstaben seines Doppelnamens aus eigenen Mitteln bei.

BILD 17, Verwaltungsgebäude für Cuba Modell | Steinkreis Stonehenge, maßstäbliche Grundrissmontage

Le Corbusier, damals noch nicht Erblasser für Weltkultur, ließ seinem Bildhauertalent freie Hand, mit prähistorischen Formen zu spielen, und konstruierte als Architekt daraus eine Kapelle. Mies van der Rohe entwickelte, mag sein daraufhin, eine Architektur, die Schwerkraft sichtbar macht und nichts oder nur wenig noch zu tun hat mit seinen Planungen, die mehr zu gedanklichen Strukturen tendieren als statischem Kräfteverlauf nach zu gehen. Wie um es den Bauleuten von Stonehenge zu zeigen ließ er ein paar Jahre später ein Nachfolgemodell dieses Daches aus Stahl und wirklich am Stück auf Stahlstützen heben, auf einem Sockel, der hohl ist wie Dach und Südwand der Kapelle von Ronchamp.

BILD 18, Frank Lloyd Wright | The Mile-High Illinois, Perspektive invertiert

 

Zu gleichen Zeit bog Frank Lloyd Wright von seiner „earth line“ ab mit seinem Mile-High Illinois, tags golden, bei Nacht und erleuchtet: „wie ein Komet entschwindend, unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.“

„I learned, too, from…Goethe…“ liest man in seinem „Testament“(,New York 1957 S. 206), obwohl dieser nicht zu den ersten seiner Bestenliste im Rückblick gehört. Die sind Laotse, Jesus, Dante und man denkt an sein Museum, an die Spirale um einen abwärts enger werdenden Hohlraum unterm Himmelslicht, das Ende unten auf New Yorker Straßenniveau. Hier hätte er sich wieder treffen können mit Mies van der Rohe, der, zufrieden damit, diese Welt glänzend zu reflektieren, für seinen Ästhetizismus Rechtfertigung fand in den „tiefen Worten des heiligen Augustin: ‚Schönheit ist der Ganz des Wahren‘ “ (MvdR 1938). Das richtige für Frank Lloyd Wright wäre ein anderes Wort des Heiligen, das man von einem Kirchenvater eigentlich nicht erwarten würde: „Dilige et quod vis fac“.

1959 starb Frank Lloyd Wright und damit endete eine Epoche, die mit seinem Erscheinen in Europa um 1910 begonnen hatte:

„Unsere Begegnung mit ihm sollte für die europäische Entwicklung von entscheidender Bedeutung werden.“ (MvdR 1940)

 

→ WIE EIN SCHMUGGLER

← ZURÜCK ZUR INHALTSÜBERSICHT